Sommersemester 1984

KINO - EINE LEIDENSCHAFT

Das Kino hat seit seinen Kindheitstagen immer wieder eine ungeheure Faszination auf seine Zuschauer ausgeübt. Die Glaubwürdigkeit der erzählten Geschichte hängt dabei in großem Maße von der Fähigkeit der Filmschaffenden ab, den Betrachter in das Filmgeschehen zu integrieren, d.h. ihm Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen. Wie gut das funktionieren kann, ist leicht ersichtlich, wenn man die Zuschauermassen beim Verlassen des Kinos beobachtet: War es vielleicht ein Kung-Fu-Film, so hat man den Eindruck, als seien alle Sehnen bis zum Zerreissen gespannt und auch der Bauchansatz ist kaum zu entdecken.

Filme wie " Easy Rider " zum Beispiel haben ihren großen Publikumserfolg nicht einer guten Geschichte oder einer handwerklich perfekten Umsetzung des Themas zu verdanken, sondern einzig und allein dem Drang des Publikums, den Zwängen des täglichen Lebens entfliehen zu wollen.

So gesehen bietet das Kino dem Zuschauer die Möglichkeit zur Flucht in eine die Schranken des Alltaglebens niederreißende Wirklichkeit. Konsequenterweise verbindet sich mit dieser Flucht auch ein Verlust an eigener Persönlichkeit. 

Der amerikanische Regiesseur Vernon Zimmermann hat dieses Motiv des Persönlichkeitsverlustes zugunsten der Kinowelt in seinem Film "Die schönen Morde des Eric Binford" aufgegriffen. Besonders für Filmfans bietet der Film abwechselungsreiche Unterhaltung, unter anderem eine hinreißende Monroe-Imitation.

Das Filme aber nicht nur Menschen als Einzelne beeinflussen können ‚wird bei der Kommödie "Sein oder Nichtsein" von Ernst Lubitsch von 1942 deutlich, wenn der biederste Zuschauer dem nächsten Sabotageakt entgegenfiebert.

In den fünziger Jahren wurde dann in Amerika versucht, den amerikanischen Film von nichtamerikanischen Einflüssen zu säubern. Filmschaffende, die im Verdacht standen, an antiamerikanischen Umtrieben teilzunehmen, wurden mit einem Berufsverbot belegt oder kamen auf die schwarze Liste. In der Dokumentation "Hollywood on trial" wird die Zeit dieser Hexenjagd in Wort und Bild belegt.

Als heiteren und unpolitischen Abschluß unseres Sommersemesterprogramms zeigen wir den Film "Hollywood Boulevard", eine Parodie auf Hollywoods Filme, in der alles, jeder und das noch in jeder Geschmackslage auf den Arm genommen wird. Wir wünschen viel Vergnügen!