Der Obrist und die Tänzerin

Mittwoch, 21.7.2004 20:15  ! Programmkino Rex
0:00 Der Obrist und die Tänzerin

Ohne es genau zeitlich zuordnen zu können, werden wir Zeugen, wie in einem nicht genannten Andenstaat eine Serie bizzarer Terrorakte eine zunächst schleichende, dann in ihrer Intensität fast greifbare Stimmung unheimlicher Beklemmung und fiebrigen Unbehagens herauf beschwört. Die einzelnen Ereignisse scheinen zunächst keinem erkennbaren ideologischen Motiv oder situativen Zusammenhang zu entsprechen, sind aber mit einem starken Sinn für theatralisch-symbolische Wirkung plaziert und lösen genau dadurch umso mehr Verunsicherung und wilde Mutmaßungen aus, die mit der Häufung der Vorfälle in einer kalkuliert hysterischen Erwartungshaltung und flehentlich unreflektierten Erlösungssehnsucht kulminieren, welche sich jedoch an etwas richtet, das bisher unbestimmbar vage geblieben ist, was deren Träger für eine beinahe beliebige Manipulation geradezu prädestiniert.

Ein unglücklich verheirateter Oberst der Polizei, von Javier Bardem sensationell wenn auch ohne jede effektheischende Überzeichnung gespielt, erhält den Auftrag, den mythenumrankten Drahtzieher hinter dem planvoll makabren Crescendo der Irritationen ausfindig zu machen. Dabei gerät er schon bald in die Zwickmühlen, die das Aufeinanderprallen seines aufrichtigen Pflichtbewußtseins mit seiner Wahrnehmung der Fehler in den bestehenden Verhältnissen und den seine Spielräume rapide verengenden Machtinteressen des allseits korrupten Saatsapparats für ihn bereithalten, während er gleichzeitig dem Dilemma zu begegnen hat, daß seine persönliche Erfüllung zwischen den Verdachtsmomenten seiner Ermittlungen und der zaghaft sich anbahnenden Beziehung zur Balettlehrerin seiner Tochter verloren zu gehen droht.

Mit Spannung erwartet, von manchen gar herbeigesehnt, hat das Regiedebüt des Ausnahmeschauspielers John Malkovich dann dennoch viele überrascht, nicht nur indem es einige der vorher kursierenden Spekulationen und reichlich vorhandene teils ausufernde Erwartungen mehrfach geschickt unterläuft, sondern auch mache Qualitäten offenbart, die gerade die schwärmerischsten Propheten ihm gar nicht zugetraut haben. Seine Bescheidenheit nicht nur selbst nicht mitspielen zu müssen, sondern auch den Einsatz seiner Stilmittel nicht unnötig spektakulär aufzubauschen, führt zu einer sehr soliden und wunderbar abgeklärten Inszenierung, die durch ihre menschlich gebliebenen Maßstäbe zwar manchmal fast antiquiert aber in Zeiten rast- und substanzloser Gigantomanie umso wohltuender wirkt.

"Spannende Parabel über die Schwierigkeiten, Pflicht, Glück und die Folgen des Handelns unter einen Hut zu bringen." (filmdienst)

"Jetzt hat John Malkovich einen Befreiungsschlag gelandet: ´Der Obrist und die Tänzerin´ sein Regiedebüt, ist weder zynisch noch manieriert." (epd film)

"Die Überraschung ist John Malkovich gelungen." (Cinema)

"Der Schauspieler John Malkovich hat sich für sein Regiedebüt einen faszinierenden Stoff ausgesucht und diesen auf provozierend altmodische Weise realisiert." (filmdienst)

MS