Das letzte Wochenende

Mittwoch, 4.7.1956 22:45  ! Programmkino Rex
22:45 Das letzte Wochenende

Programmheft SoSe 1960:

Wenn der Schalk aller Schalke, René CIair‚ einen Kriminalfilm verfilmt, dann kommt garantiert ein Film der Ironie heraus. So auch hier. Es beginnt mit einer Bootsfahrt, die zu verlassenem Schloß auf einsamer Insel führt.
In diesem Schloß kommt, wie in dem Lied „Zehn kleine Negerlein”, ein Besucher nach dem anderen um. Jeder weiß, er ist bald dran und vermutet im anderen den skurrilen Mörder. Wenn der Verdacht sich gegen einen am ärgsten verdichtet, ist dieser plötzlich selbst das Opfer. Eine Schar meisterhafter amerikanischer Schauspieler und eine brillante Kamera assistieren dem Regisseur. Der Film entstand in Hollywood, er atmet aber französischen Esprit. Für Feinschmecker! Schrieb die „Süddeutsche Zeitung” . . .
„ein Reisser bleibt's — doch kein üblicher: dafür garantiert Regisseur René Clair.” — Warum auch nicht? Besser ein guter Kriminalreisser als ein mißglücktes Seelendrama. Dieser perfekte Kriminalfilm, der spannendste seit Jahr und Tag, ist ganz, wie solche Mörderfilme, wenn sie schon sein müssen, sein müssen. Ob sie sein müssen, ist eine andere Frage. Der Kriminalroman ist der Märchenersatz einer Zeit, die Detektive und Gangster den Rittern und Drachen vorzieht und lieber der guten Agathe Christie lauscht als der schönen Scheherezade. Nur, daß viele Kriminalfilme wollüstig schnuppern wie weiland die Riesen im Märchen, wenn es nach Blut riecht das macht übel. Doch in Clairs Raritätenkabinett vom Film kommen acht Leute um und dennoch riecht es weniger nach Blut als nach sehr viel Rotspon. Höchst listenreich ist dieses Gruselgarn gesponnen. Ein belustigter Reisser, in zehn originellen Kapiteln zehn kleine Reisserlein. Das ist nicht eben bester René Clair. Doch es ist allerbester Kriminalfilm.”

Programmheft SoSe 1956:

Mit geistvoller Ironie und originellen Einfällen hat der Regisseur R. Cloir diesen außergewöhnlichen Stoff verfilmt. Zehn schuldbeladene Menschen folgen einer mysteriösen Einladung und werden einer nach dem anderen von dem geheimnisvollen, unbekannten Gastgeber umgebracht. Zehn kleine Negerlein, jene dem tragikomischen, sentimentalen Kinderlied entnommenen Gestalten, die die Tücke des Zufalls bis auf einen reduziert, wandeln sich zu Figuren hintergründiger Symbolik. Die unheimliche Atmosphäre, die über diesem Film liegt, wird durch den  tiefsinnigen Humor des Regisseurs aufgelockert.