La poison

Mittwoch, 17.2.1960 20:30  ! Köhlersaal
20:30 La poison

Programmheft WS 1959/1960:

„Sie säuft, die alte Vettel, sie füllt um, steht wieder auf, kauft Rattengift und tut's ihrem Mann in den Wein; er seinerseits, das alte Ekel, schweigt, ekelt sich, nimmt's Brotmesser vom Tisch und sticht es seiner Frau in den Bauch. — Es handelt sich übrigens um ein Lustspiel. —
Der Mörder mit dem Messer, das ist der Trick des Films, hat sich im Übrigen vorher von einem ahnungslosen Rechtsanwalt so raffiniert beraten lassen, daß er nichts ohne wohlkonstruierte mildernde Umstände tut . . . Und wenn das Gericht ihn unter allgemeinem Jubel
freispricht, wirkt die zynische Farce nachgerade wie ein Lehrfilm für Gattenmörder. Mit der Moral oder Nutzanwendung: „Willst du deine Frau erstechen? Erst mal mit dem Anwalt sprechen!” Oder auch: „Morde, wie du, wenn du vor Gericht stehst, wünschen wirst, gemordet zu haben.” —
Michel Simon, einer der großartigsten Schauspieler und sicher der genialste Komödiant der Gegenwart, ist hier wirklich, was der Film von jenem Mordwanst sagt: „Ein Scheusal, aber mit Charme." Halb Clown, halb Monstrum, pfiffig und naiv, leidend und boshaft, kindlich und gerissen — er ist der Mittelpunkt und mildernder Umstand dieser Satire auf nichts und alles.” (Gunter Groll in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG)
Meisterhaft geschrieben und inszeniert von einem großen Könner unter den heutigen Schriftstellern und Regisseuren, dargestellt von einem so bezwingenden Schauspieler wie Michel Simon und vorgeführt in einer Zeit, die selber in sich schwankt, fällt dieser Film völlig aus dem Rahmen des Üblichen. Grausam und komisch zugleich, rührt er an die Grenzen der Begriffe von Gut und Böse, verwischt er Recht und Gesetz und läßt doch ahnen, daß über dem Allzumenschlichen eine ewige Wahrheit steht und bleibt.” (Filmforum)

Vorfilm: Kirmes auf dem Dorfe (Tschech. Puppenfilm)