Das Komplott

Mittwoch, 11.1.1961 20:30  ! Köhlersaal
20:30 Das Komplott

Programmheft WS 1960/1961:

"Das Komplott" gehört in die Reihe der „starken”, schonungslosen, selbstkritischen Filme, die Hollywood seit einiger Zeit pflegt („Die Faust im Nacken", „Die Saat der Gewalt" u. a.)‚ aber er läßt nirgends durch Mängel in der Behandlung des Themas erkennen, daß er einer von vielen ist. Es geht um einen Gerichtsfall. Ein Jugendlicher mexikanischer Abstammung wird der versuchten Vergewaltigung, und des Mordes an einem weißen Mädchen beschuldigt, das in Wahrheit eines natürlichen Todes starb. Rassenvorurteile flammen in der kleinen amerikanischen Stadt nahe der mexikanischen Grenze auf, und die Ku-Klux-Klan-Leute, wollen, nachdem sie davon abstehen, den Angeklagten zu lynchen, daß die Justiz wenigstens ein hartes Exempel statuiere. Zugleich aber beginnen Linksradikale, kommunistische Kreise an dem jungen Chavez ein Interesse zu nehmen; er soll ihrer Bewegung als Märtyrer dienen. Gesehen und erlebt werden diese verschiedenen Einflußsphären aus dem Blickwinkel des ehrlich bemühten, etwas weltfremden Verteidigers und seiner Assistentin, die ihn liebt, aber von den Schlingen, die ihm gelegt werden, viel mehr weiß als er. Der Film erhält seinen besonderen Wert sowohl durch menschlich sehr bewegende Momente als auch durch ausgezeichnete Einblicke in den Gang des amerikanischen Justizwesens, vor allem eines Geschworenengerichts — Einblicke, die nicht unbedingt erfreulich anmuten, aber gerade deswegen den Mut des Autors und seinen Willen zur Ehrlichkeit bezeugen.
Regie und Darstellung sind hervorragend; insbesondere Glenn Ford in der Rolle des Verteidigers bietet eine eindrückliche, so schnell nicht wieder zu vergessende Leistung.

(Filmdienst)


 

Programmheft SoSe 1958:

In Das Komplott (21. Mai) verstärkt sich der Zug zur Gesellschafts- und Zeitkritik. Es beginnt noch wie ein Kriminalfilm: In der Nacht eines Volksfestes in der kleinen amerikanischen Stadt St. Juno an der mexikanischen Grenze wird die Leiche eines jungen Mädchens aufgefunden. Ein halbwüchsiger Mestize, Angel Chavez‚ wird der versuchten Vergewaltigung und des Mordes an ihr bezichtigt. Weite Strecken des Films nehmen die Verhandlungen vor dem Schwurgericht ein (der Originaltitel lautet Trial)‚ wobei sich für uns interessante Einblicke in die amerikanische Schwurgerichtspraxis ergeben — gewissermaßen als Ergänzung zu den Eindrücken, die der Film Die zwölf Geschworenen zu vermitteln vermochte. Aber während wir dort nur die Urteilsfindung der Geschworenen in der Klausur miterlebten, wird hier die Auswahl der Geschworenen und der zähe Kampf der Verteidigung um die Ergründung der Voreingenommenheit und die damit verbundene Ablehnung vieler der Geschworenen-Anwärter dargestellt.