Ich war eine männliche Sexbombe

Mittwoch, 5.4.1967 21:00  ! Köhlersaal
21:00 Ich war eine männliche Sexbombe

Flyer Ferienprogramm 1967:

Auf den Plüschgobelins potentieller Erbtanten, denen jahrzehntelange Arbeit das Alter vergällt‚ findet sich diese Lebensweisheit: ”Ich schlief und träumte, das Leben sei Freuede. Ich wachte auf und sah, das Leben war Pflicht. Ich arbeitete und stellte fest, die Pflicht war Freude.” Philippe de Brocas siebter Film, UN MONSIEUR DE COMPAGNIE, der im Deutschen den denkbar inadäquatesten Titel trägt, ist das Dementi dieses Spruchs. Sein Enthüllungsheld Antoine zerstört nachhaltig die Zwecklüge‚ Arbeit, Freude und Pflicht hätten etwas gemeinsam. Der Film ist eine Parabel über die Arbeit, die Freizeit, die Abhängigkeit und die Freiheit.

”Faulheit ist die Mutter aller Tugenden und die Arbeit der größte Feind des Menschen” — diese Weisheit bekommt Antoine vom reichen Großvater auf den Lebensweg. Und Antoine versucht's damit. Aber das nicht allein. Wenn es gilt, jungen Mädchen den Hof zu machen, und seien es auch die Frauen oder Freundinnen der besten Kumpel, dann muß man fleißig sein; freilich nicht im strengeren Erwerbssinne.
Und wenn man Blumen stehen sieht, so will es de Broca‚ dann darf man nicht faul sein, sondern muß sich eilends einen Strauß zusammenraffen und ihn der nächstbesten Straßenpassantin oder der gerade angebeteten zu Füßen werfen.
”Struggle for life” ist der Schlachtruf der zahlreichen Gegenspieler, die Antoine auf seiner ”Reise” durch Europa begegnen. Mit den Ellenbogen und mit Schuften ist der eine noch am Anfang seiner zehn Millionen, der andre hat sie schon beisammen und weiß nicht recht, was er damit anfangen soll! Antoine tritt indessen im Fernsehen auf und wirbt für seine Ideologie des Nichtstuns. Sein Buch (200 unbedruckte Seiten. attraktiv gebunden) wird ein Bestseller. So treibt es unser Charmbold bis...‚ ja bis ihm das ”einfache”, liebreizende Mädchen aus dem Volk begegnet, dem zuliebe er gerne mit seinen faulen Grundsätzen bricht. Im Schweiße seines Angesichts sieht man ihn plötzlich im Stahlwerk das Brot für die fünfköpfige Familie verdienen. Doch von dem Schluß distanziert sich de Broca schließlich, wenn er Antoine wieder zum Fischwasser seines Großvaters zurückversetzt und das Ganze als einen Albtraum hinstellt.