Der Riss

Donnerstag, 29.4.1976 19:00  ! Audimax
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Programmheft SoSe 1976:

”La rupture”: Zum Orginaltitel dieses Chabrolfilmes bieten sich mehrere Übersetzungen an. Die ”Entzweiung” der Ehegatten Hélène und Charles steht am Anfang, ihre ”Trennung” durch den Richter
ist allerdings das entfallende Ende und Ziel der Handlung. Zudem geht ein ”Riß” durch die Welt, in der sich Hélène und ihr Schwiegervater im Kampf um das Kind gegenüberstehen, ein Riß‚ der gute und böse Kräfte trennt und sichtbar werden läßt, in welchem Maß Gesellschaft und Gesetz für das Unrecht durchlässig sind.

KFD 17 657

Chabrols Werk ist weit davon entfernt, bloß spannende Unterhaltung zu liefern. Der innere Zwang, unter dem hier die Personen handeln, heißt Gesellschaft. Unter gesellschaftlichem Zwang handelt der Schwiegervater, der mit dem Ausbruch seines Sohnes in eine unstandesgemäße Umwelt und Ehe nicht fertig wird. Unter gesellschaftlichem Zwang handelt aber auch sein Strohmann‚ da er für die ”Segnungen” des Wohlstandes alles zu tun bereit ist. Und der gesellschaftliche Zwang ist es auch, der schließlich Helene vor dem Schlimmsten bewahrt, indem sie ihre Ehe nicht bricht, bevor sie geschieden ist. .....

So betrachtet ist ”La Rupture” ein erschreckender, aber auch entlarvender Film. Seine Dichte gewinnt er durch die Sorgfalt der Inszenierung, durch die absolute Sorgfalt, mit der Chabrol das unscheinbare Detail pflegt. Der Französische Regisseur erweist sich in seinem neusten Werk erneut als scharfer Analytiker menschlicher Unzulänglichkeit. Sein Film handelt vom Fehlen der Liebe
und der Vergebung, was das Zusammenleben selbst bei der Wahrung guter Umgangsformen zur Hölle macht und zur Zerstörung führt.

ATLAS VERLEIHKATALOG 1975/76