Alamo

Dienstag, 17.2.1981 21:00 Helia
21:00 Alamo

Seminarbegleitheft WS 1980/1981:

Im Jahre 1836 rückte der mexikanische General Santa Ana mit einer Riesenstreitmacht nach Norden, um die rebellische Provinz Texas zu unterwerfen. 185 Freiwillige hielten eine verlassene Missionsstation - Fort Alamo - solange es ging, in der Hoffnung auf Entsatz und der Gewissheit der texanischen Hauptstreitmacht Zeit zum sammeln zu verschaffen.
 
Aus diesem historischen Stoff schuf John Wayne (sein Regie-Erstlingswerk mit Hilfe von Altmeister John Ford) ein Kriegsspektakel, das durch die Überzeichnung seiner Charaktere heute unglaubwürdig und lächerlich wirkt.
 
Inhalt: Der Kommandant des Forts, gespielt von Laurence Harvey, ist ein Mann mit äußerster Disziplin, sich selbst und anderen gegenüber. Diese Disziplinsucht erscheint im ersten Teil des Films wie Schikane, erst im zweiten Teil werden dem Zuschauer seine Handlungsmotive zugänglich und sein Charakter wird aufgewertet und auf gleiches Niveau mit den beiden anderen Offiziere gestellt. Diese beiden Offiziere heißen Jim Bowie (gespielt von Richard Widmark) und Davy Crockett (John Wayne) und sind amerikanische Heldenfiguren. Es gab eine Zeit in der in den USA die Hälfte der Jungen Jim getauft wurde; für die andere Hälfte blieb eigentlich nur Davy übrig. Richard Widmark spielt einen Offizier der nicht so sehr auf Disziplin als auf Husarenstücke aus ist. John Wayne, der Regisseur, hat mit diesem Film sein Wunschbild des Amerikaners geliefert. So unterschiedlich sie auch sind in ihrem Auftreten, sie haben eine gemeinsame Maxime: GOOD OR BAD - MY COUNTRY .
 
Mit der Figur des Davy Crockett, hat er sich eine Rolle nach seinem Herzen auf den Leib geschrieben. Ein Mann, den es um ein paar Kinnhaken mehr oder weniger egal ist, der aber auf eine hohe Bildung und die Fähigkeit mit Menschen umzugehen zurückgreifen kann. Seine Ideale schildert er in der Person des Davy Crockett in einer Szene mit Linda Cristal, die die Funktion des weiblichen auszufüllen sucht: "Als ich hierher nach Texas kam, da hab ich etwas gesucht, nur hab ich nicht gewußt was. Durch dich ist mir klar geworden, was für ein Leben ich führe: Es bestand darin die anderen immer zu übertrumpfen oder manchmal auch von ihnen übertrumpft zu werden. Ich hab mir ein paar Orden und ein bißchen Geld verdient, aber das wiegt die Schmerzen nicht auf, die die Mutter bei meiner Geburt gehabt hat. Ich kam mir so leer vor. Das Empfinden habe ich jetzt nicht mehr. Jetzt weiß ich was wichtig ist: Das Leben muß einen Zweck haben, sich gegen die Unterdrückung zur Wehr setzen, für das Recht kämpfen, das lohnt sich schon. Auch wenn man dabei Prügel bekommt. Das mag sich vielleicht wie eine Predigt anhören oder wie der Vortrag eines Bibelforschers, der auf der Straße zu den Leuten spricht.
Aber das ändert nichts daran, daß es wahr ist. Hier ist das Recht und dort ist das Unrecht; für eines muß man sich entscheiden. Wenn man für das Recht kämpft lebt man, wenn man dem Unrecht Vorschub leistet, dann läuft man vielleicht noch herum, aber ist eigentlich schon gestorben.".
 
Und das Unrecht liegt hier bei den Mexikanern, während das Recht auf Seiten der Amerikaner liegt mit ihrem imperialen Anspruch auf fremdes Territorium. Im letzten Teil des Films kämpfen die Amerikaner im Fort einen aussichtslosen Kampf gegen die mexikanische Übermacht. Von den Amerikanern bleibt kein Mann am Leben, aber sie verschaffen sich alle einen "unheimlich Starken Abgang." Ob sie Jetzt vom Säbel durchbohrt noch mit drei Mexikanern die Befestigungsmauer herunterstürzen, oder vom Speer aufgespießt noch die Fackel ins Pulverlager werfen, sie alle wiegen viele Gegner auf. Die Mexikaner sterben den anonymen Tod von Marionetten.
 
Der Film, den John Wayne auch selbst produzierte wurde ein finazieller Mißerfolg. Er führte dann nur noch einmal Regie (The Green Berets 1968). In beiden Filmen preist er "Tugenden" wie Heldenmut und blinden Gehorsam auch Angesichts unverstandener Zusammenhänge an. Heute, da Alamo in seinem Hintergrund durchschaubar ist, ist er halt nur wegen seiner Aktionszenen zum angucken.