Der Untergang

Donnerstag, 23.6.2005 20:00 Audimax
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Wohl kein Film war im letzten Jahr so umstritten wie "Der Untergang" von Oliver Hirschbiegel. "Darf man Hitler so menschlich darstellen?" war eines der Streitthemen um diesen Film. Nun, der Film zeigt tatsächlich einige Szene, in denen Hitler durchaus "nett" herüberkommt, aber zum Glück auch Szenen, in denen das abgrundtief Böse dieses Mann sichtbar wird (Bruno Ganz als Hitler - wirklich großartig!)
Um eines klarzustellen: Der Film erzählt eine bedrückende, verstörende Geschichte. Ende April 1945 ist Berlin von der Roten Armee einkesselt. Straße um Straße wird im blutigen Häuserkampf erobert, verbissen vom Volkssturm und der fanatisierten Hitlerjugend verteidigt. Gleichzeitig haben sich Hitler und der enge Kreis seiner Getreuen, darunter Propagandaminister Goebbels samt Familie, Chefarchitekt Albert Speer und Himmler, der Reichsführer der SS, im Führerbunker unter der Reichskanzlei verschanzt. Mit Alkohol und dem Wahn vom Endsieg aufgeputscht warten sie auf das unvermeidliche Ende - dies ist auch Hitler klar - während draußen das sinnlose Streben weitergeht. 12 Tage sollte es dauern, bis Hitler sich durch Selbstmord der Verantwortung entzieht und das Dritte Reich endlich ein Ende findet. Diese 12 Tage erzählt der Film teilweise in akribischer Genauigkeit.
Dem Zuschauer wird dabei einiges zugemutet: Die blutigen Straßenkämpfe, bei denen ich unwillkürlich an die ersten 20 Minuten von Saving Private Ryan denken mußte, oder die Szene, in der Magda Goebbels ihre eigenen Kinder vergiftet, da sie diese nicht in einer Welt ohne Nationalsozialismus aufwachsen sehen will, gehen wirklich an die Nieren. Auch das Schicksal des Hitlerjungen, der vollkommen fanatisiert mit seinen Kameraden die Stellung gegen die Anrückenden Russen verteidigen will, oder die Todeskommandos, die wahllos alte Männer aufhängen, weil diese angeblich vom Volkssturm desertiert sind, zeigen die Menschenverachtung des ganzen Nazi-System.
Verständlicher Weise rief dieses heikle Thema eine große Diskussion hervor. Als besonders beschämend wurde empfunden, daß es einem Neo-Nazi gelungen war, die Rolle des Adjutanten von General Keitel zu bekommen. Und Corinna Harfouch (Magda Goebbels) ist bei der Szene, in der Magda Goebbels ihre eigenen Kinder vergiftet, in Tränen ausgebrochen. Die Frage, ob man Hitler mit menschliche Regungen darstellen kann, sollte jeder für sich selbst beantworten, am besten nachdem er dieses zweifelsohne guten Film bei uns auf der großen Leinwand gesehen hat.

MC