Lücke im System

Donnerstag, 25.1.2007 20:00 Audimax
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In den letzten Wochen hatte Alex so gut wie nie Zeit für seine Freundin und verkroch sich immer, um an etwas zu tüfteln. Was sie noch mehr kränkte war, daß er mit keinem Wort verraten wollte, wofür er so viel ihrer gemeinsamen Zeit zu opfern bereit war.
Der Globalisierungsgegner und sein Kumpel Fred wollen das nächste Gipfeltreffen in Genf verhindern, indem sie die mit der Organisation betraute Bank durch ein Virus lahmlegen. Um Zugang zum Gebäude zu haben, jobbt Alex dort zum Verdruss seiner Freundin schon seit einiger Zeit als Putzmann. Am Abend vor der Ausführung trifft er noch mal Fred, um die letzten Details zu besprechen.
Dann erwacht er in einem Krankenhaus und stellt fest, daß drei Tage vergangen sind, an die er sich nicht erinnern kann. Er bekommt die ungenaue Information von einem Autounfall zusammen mit der Nachricht, daß er an einer neuartigen Therapie teilnehmen wird, die Gedächtnissverlust rückgängig machen soll und ist fortan wie der Zuschauer damit beschäftigt, das Puzzle der fehlenden Stunden zusammenzusetzen. Die Eindrücke, die bei den Sitzungen unter dem High-Tech Gerät zurückkommen sind allerdings schemenhaft und mindestens genauso beunruhigend, wie die Gegenwart, wo Fred verschwunden ist und seine Freundin sich benimmt, als hätte nicht sie aus Frust Schluss gemacht, sondern Alex sie verlassen, was ihm aber gar nicht einfällt. Die Atmosphäre im Krankenhaus ist auch für ein sensibles Forschungsprojekt geheimnistuerisch und schon bald können wir, auch nicht anders als Alex, bei jedem Ereigniss und jeder Person Zweifel hegen, ob es denn dem Anschein entspricht, wobei immer noch nicht klar ist, was aus der geplanten Aktion geworden ist.
Der Plot hat noch einiges mehr auf Lager und wir können uns nur freuen, daß ein Film wieder mal zeigt, wie ohne einen Haufen Geld aber mit einem soliden Drehbuch und Grips bei der Regie, viel Spannung und Thrill zu erreichen sind, ohne dem Unterhaltungswert mit bombastischer Vordergründigkeit den brisanten Gehalt der wahren Hintergrundstory opfern zu müssen.

„Der Schweizer Romed Wyder liefert einen abwechslungsreichen und vielschichtigen Politthriller.“ (epd film)

„Der Prolog ist ebenso zwingend wie spannend und formal radikal.“ (filmdienst)

„Die beiden sehen ein bißchen so aus, als hätten die legendären Hacker-Helden aus Hans Christian Schmids ,23‘ sieben Jahre später weitergemacht: cooler, disziplinierter – aber die große Paranoia wäre immer noch da.“ (Tagesspiegel)

„Es ist jener unvermittelte Schnitt, der in Hollywood unmöglich wäre. Dieser Schnitt ist ein frühes Highlight von ,Lücke im System‘, reißt er doch auch den aufmerksamen Zuschauer vollkommen übergangslos in ein Mysterium.“ (filmdienst)

„Er arbeitet mit einfachsten technischen Mitteln, investiert dafür umso mehr in ein durchdachtes Drehbuch und eine phantasievolle Regie. Erzählerisch raffiniert legt er seine Köder aus.“ (NZZ)

„Der Naturalismus wird hier in den Dienst einer ,wahren Geschichte‘ gestellt, die so (oder auch anders) in der Schweiz Anfang des Jahrtausends passiert ist.“ (filmdienst)

„Er beherrscht die Regeln des Thrillers bis hin zum Suspense souverän und hebt sich damit von vielem ab, was Spannung mit hysterischer Hektik und Bombastik erzwingen will.“ (NZZ)

„Es besitzt eine gewisse Logik, daß ein Film, der einen Anti-Globalisierungs-Robin-Hood zum Helden hat, sich nicht in teuren Schauwerten ergehen sollte.“ (DIE WELT)

MS