Programmheft WS 1994/1995:
Gianni Amelio erkundet in bester neorealistischer Tradition den inneren Zustand seines Landes am Beispiel einer Reise. Sie führt von Norden nach Süden. Antonio, ein junger Polizist, hat den Auftrag, die elfjährige Rosetta und ihren neunjährigen Bruder Luciano in ein Kinderheim zu bringen. Sie wurde von ihrer Mutter zur Prostitution gezwungen, ihr Bruder hat sich tief in sich selbst zurückgezogen. Man will sie deshalb im Heim nichts mit ihnen zu tun haben, die Reise geht weiter. Antonio glaubt, ein Heim in Sizilien zu kennen, das die beiden aufnehmen wird.
Ein unprätentiöser Film, der seine Geschichte beiläufig erzählt. Er ordnet sich keiner vorformulierten sozialen Anklage unter, sondern er interessiert sich für Menschen und ihr Leben und Leiden unter den gesellschaftlichen Bedingungen. Seine dokumentarisch anmutenden Bilder erfahren eine Poesie des Alltags wie man es seit den Tagen des Neorealismus nicht mehr gesehen hat.
