Herr Lehmann

Es lohnt sich diesmal ganz besonders beim Filmkreis aufzukreuzen, denn neben einem großartigen Film (wie immer) für gerade mal 2,00 € gibt es diesmal vorneweg die bei der Weihnachtsvorstellung leider ausgefallene Verlosung von Filmkreisfreikarten (einschließlich einer Jahreskarte) und anderen Goodies, die das Herz jedes Filmfans höher schlagen lassen.
Also lasst Euch überraschen, kommt rechtzeitig und gebt auf Euere Tickets acht, denn die werden als Lose dienen. Viel Glück!

Donnerstag, 12.1.2006 20:00 Audimax
0:00 Herr Lehmann

Herr Lehmann (bravouröses Debut von Christian Ulmen) ist eigentlich noch zu jung, um so genannt zu werden; sein 30ster steht gerade bevor, aber nicht mal das sieht man ihm an. In diesem kleinen Teil von Berlin-Kreuzberg anno 1989 rufen ihn aber alle so, weil er einfach der größte ist. Der um nichts verlegene, stets locker freundliche König hinter und vor dem Tresen und Allzweckwaffe in allen Kneipen seines Chefs, ist offiziell noch Student, widmet sich aber in ausgedehnten Feldstudien vor allem der Untersuchung des guten Lebens und der Philosophie – des Alltags – unter Alkoholeinfluss, während sein bester Freund Karl (genial wie immer: Detlev Buck) an einem gigantischen Projekt von… , das weiß er selbst nicht so genau welcher Sparte Kunst werkelt, wenn sie nicht gerade wieder durch die Strassen ziehen.
Auch woanders in Deutschland gehen zu dieser Zeit Menschen auf die Strassen, aber davon merkt man im Universum Kreuzberg irgendwie gar nichts. Doch andere Dinge bringen Herrn Lehmanns schönes, ruhiges Leben in Aufruhr: Erst verliebt er sich in eine Köchin, dann erlebt er bei dem sowieso nicht ganz freiwilligen Versuch, seine Oma in Ostberlin zu besuchen, eine absurd groteske Begegnung der dritten Art mit dem DDR Apparat und schließlich erwartet ihn nach glücklicher Rückkehr erst ein Schock und dann die Nachricht, dass sich seine Eltern, denen er erzählt hat, dass er Restaurantbesitzer sei, für einen Besuch ankündigen, während ein paar Kilometer weiter die Mauer bröckelt.
Nach der „Sonnenallee“ schafft es Leander Haußmann („NVA“) im Verbund mit dem Autor der kultigen Romanvorlage wieder, einen ganz besonderen Flecken Berlins und seine ungeheuer sympathischen Bewohner aus der Wendezeit wieder erstehen zu lassen. Begleitet vom kongenialen Soundtrack entfaltet sich so mit allem skurrilen Humor das Panorama einer aus heutiger Sicht sich schon in den Nebeln der Sentimentalität verlierenden Parallelwelt.

"Zum Verführer wird Leander Haußmann in diesen Szenen und zum versierten Stimmungsdompteur, der seine Zuschauer zum Mitleben einlädt und zum Mitfeiern animiert." (Schnitt)

MS